Morgens auf dem Weg zur Bahn kommen die Gedanken einfach so ins Hirnkasterl getropft.
Wie gut (oder auch nicht), dass es die Bahnfahrt erlaubt, dieses Gedanken dann auch zu notieren.
Natürlich funktioniert das selbe Prinzip auch auf Rückfahrten. Wunderbar.
Wie soll ich es nennen?
Gedanken vor und nach der Arbeit?
Gedanken nach und vor dem Schlaf?
Sind es Gedanken oder Notizen?
Egal.
Ich nenne es »Bahnprosa«. Basta.
Kaffee.
Schnell der letzte Schluck.
Los.
Der Fußweg glitzert unter den Laternen.
Eisglatt.
Schön anzuschauen versaut es mir die Bestzeit zum Bahnhof hin.
Mindful walking verhindert Vollkontakt mit Glitzerboden.
Geschafft.
Wieder im Zug nach irgendwo, ist alles so wie immer.
Mittwoch halt.
Zeit verpeilt.
Granulat knirscht unter Füßen.
Schatten fliehen vor blinkendem Orange.
Winterdienst am Werk.
Zwei Minuten zurückgeholt.
Bahnhofshalle.
Wo will ich hin?
Wo muss ich hin?
Leere Straße.
Der Einzelhändler stapelt Gemüse.
Stapelgeräusche füllen die Straße.
Zeitungsboten husten
Die Glocke schlägt viertel nach
Die Stadt erwacht
Es taut.
Seifenglatt.
Gedanken kreisen ums Home-Office.
Briefmarken? Stempel?
Wie lange?
Wo bin ich in drei, sechs Monaten?
Nicht wichtig.
Im Jetzt läuft alles im Plan.
Nur: die Mütze ist zu warm.
Mülltag in der Stadt.
Säcke in gelb.
Tonnen in blau.
Schwarz ist auch dabei.
Rufe hallen.
Professionelle Geschäftigkeit.
Ein kurzer Gruß.
Vorbei.
Stille.
Meine Schritte bleiben bei mir.
Coronaleere Straßen.
Schulkinder. Trotzdem!
Dem Weg zuliebe einen Um-weg gehen.
Hello darkness, my olde friend
Gehen-nicht fahren.
Kleinstadtfriedhof.
Sturm fegt durch die Stadt.
Luftaustausch. Sehr erwünscht.
Der Zug ist leer.
Den Kontrolleur stört es nicht.
Platzwahl. Gewohnheitstier.
Na, dann…
Andere Zeit, gleiche Stadt & Ziel.
Fremde Routinen.
Ungewöhnlicher Zug.
Neue Geräusche, spannende Gerüche.
Entscheidung gegen Home-Office.
Schönreden.
Vespätung.
Warten
Neuschnee
Knirscht unter Füßen
Verwandelt
Verzaubert
Verändert
Glatter Boden.
Schmutzige Schönheit.
Falsches Gleis.
Oh, ein neues Gesicht!?
Regen. Schnee. Große Pfützen.
Schaffner winkt mich durch.
Fremde Vertrautheit.
Alter Platz.
Harter Boden.
Weiche Schnauze, großes Herz.
Regen.
Reden.
Regen.
Zug verpassen.
Müde.
Wochenende.
Endlich.
Film noir im Gegenlicht der Scheinwerfer.
Lange Schatten.
Zebrastreifen.
Orange-weiße Schönheit mit Pulverschnee.
Vier im Zug.
Montag.
Siebenuhrsieben.
Später hin.
Voller Tag voraus.
Nichts ist sicher.
Ich mir auch nicht.
Warm. Regen soll kommen.
Wer weiß.
Schmutzig, körnige Gehwege.
Übriggebliebene wanken gen Heimat.
Putzkolonnen starten.
Schlafsack vor der Bank.
Genau in der Zeit!
Koffein kickt ein.
Der Zug fährt verspätet.
Knapp.
Gehen wie auf Mehl.
Maske fühlt sich fremd an.
Kopf redet.
Will nicht mehr zuhören.
Matsch.
Gehen wie ein Uhrwerk.
Gleiche Zeit, gleicher Ort.
Zug ist wirklich leer.
Knoten. Kopf ist vertrackt.
Snafu.
ICE nach HK
Vogelparkstadt
Zug ist voll.
Als wäre alles nominal.
Keine Lust auf e-Ratschläge.
Tage fragmentiert.
Erscheint sinnlos.
Entscheidungen.
Stehen.
An.
Hier Nörten-Hardenberg.
Reisen. Sitzen. Hören.
Geredet werden.
Reisen. Schlafen.
Fahren.
Abarbeiten.
Reflektionen
Walsrode
Zukunft
Dankbarbeit
Knoten im Bauch
Ich könnte schreien
Immernochwinter
Zug verspätet
Klozischen
Atmen
Nicht denken wollen
minus grad
plus kalt
klarer himmel
weißer rauch aus schloten
alles im fluss